Nimm heute als Ausgangspunkt etwas, das du gesagt oder geschrieben hast. Wörtlich, keine Zusammenfassung. Zitiere dich selbst, egal ob es ein Satz ist oder ein ganzer Monolog. Höre dir selbst zu. Wenn du nichts erinnern kannst, was du jemals gesagt hast, nimm dein Handy zur Hand und schau dir die letzte Textnachricht an, die du gesendet hast. Widerstehe der Versuchung, etwas Großartiges oder Dummes oder Brillantes auszuwählen. Wähle etwas, das du gesagt hast, und vertraue darauf, dass du genug darüber zu sagen hast ;D
"Meine Ohren wollen frei sein - no more Headphones!"
Seit Jahren schlafe ich Nachts mit Headphones, obwohl, Headphones ist nicht der richtige Begriff, genau genommen sind es "Schallschutz-Kopfhörer". Aber das ist ein schreckliches Wort. Es hat einfach keinen Platz in einem lyrischen Text, egal wie gering der lyrische Anspruch an meinen Text auch ist. Jedenfalls, das Ganze fing mit ganz normalem Oropax an, aus Schaumstoff, nicht das aus Wachs, das tut weh in den Ohren, aber diese hübschen, bunten Schaumstoff-Dinger, die funktionieren gut, die sind nicht so schmerzhaft und sie haben eine erstaunlich gute Wirkung. Allerdings fielen sie über Nacht immer raus, weswegen ich mir angewöhnte, einen Schal um meinen Kopf zu binden, um die Dinger sozusagen im Gehörgang festzuschnallen. Mein Sohn wurde älter und in den Ferien ging er immer später zu Bett, und weil er sich Nachts gerne mal vergießt, wenn er mit seinen Kumpels zockt, und ich irgendwann keine Lust mehr hatte, alle 10 Minuten "Bitte L E I S E R !!!!" zu schicken - per WhatsApp - schnallte ich mir eines Abends meine Kopfhörer unter den Schal und ließ über Nacht Naturgeräusche laufen. Das klappte gut, bis ich mir Sorgen machte wegen der permanenten Bluetooth-Strahlung, und so bestellte ich mir diese unglaublich klobigen, dicken Schallschutz-Dinger, die Bauarbeiter beim Bedienen eines Presslufthammers tragen (bis auf die ganz hartgesottenen, da ist jede Hilfe zu spät). Das klappte so gut, dass unser gemeinsames Problem gelöst schien, bis auf eine Nebenwirkung: Ab 4 Uhr morgens können meine Ohren einfach nicht mehr. Der Druck ist zu groß, die Hörer sind zu klobig, es schmerzt, ich kann damit nicht auf der Seite liegen, irgendwann ist genug, dann muss einfach Ruhe sein im Haus. Ja, und da habe ich gestern Abend, ach nein, was rede ich , heute morgen um 4 diese Nachricht geschickt: "Feierabend! Meine Ohren wollen frei sein - no more Headphones!" Kurz darauf ging mein Sohn ins Bad um sich die Zähne zu putzen und er machte Feierabend. Und ich, ich war schon so agitiert, dass an Schlaf nicht mehr zu denken war. Also stand ich auf, machte mir eine heiße Zitrone mit Magnesium und versuchte mich an früher zu erinnern, damals, bevor die Überempfindlichkeit angefangen hatte, damals, als ich noch ohne Oropax und Schallschutz schlafen konnte, damals, als meine Ohren frei waren und nachts atmen konnten, die ganze Nacht, frei atmen... Was ist da nur schief gelaufen? Und wie kann ich meine Ohren wieder befreien? Das, meine Lieben, wird meine nächste Diplomarbeit. Und bis dahin schlafe ich weiterhin mit Oropax, bis ich eines Tages ans Meer ziehe und mit freien Ohren dem Meer beim Atmen lausche.
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