Ein weiterer Körperteil, über den viele Menschen so einiges zu sagen haben. Zu dick, zu dünn, zu flach, zu schlaff. Okay, erwähne es, wenn du musst, aber gebe deinem Po auch die Möglichkeit, eine tiefgründigere Geschichte zu erzählen. Er ist immer für dich da.
Besonders zufireden war ich nie mit meinem Po, das muss ich zugeben, wie auch, aufgewachsen in den 90ern, im Heroin-Schick, als der magere Kinderpo einer Kate Moss als das Vorzeigemodell der Generation postuliert wurde. Trotzdem hat er auf meine andersgeschlechtlichen Zeitgenossen genügend Eindruck gemacht, an denen ist das Kate Moss-Memo anscheinend vorbeigezogen. Die interessanteste Begegnungen meines Pos mit dem anderen Geschlecht möchte ich hier erzählen.
Ich stand mit meiner Freundin an der Piazze del Campo in Siena, als uns zwei Typen ansprachen, Carmello und Tiziano. Carmello war der klassische Papagallo und eine unglaubliche Labertasche, er ging mir schnell mit seinen Sprüchen auf die Nerven. Tiziano hingegen gefiel mir, er sah aus wie eine Mischung aus Marlon Brando und James Dean, war introvertiert und ruhig und völlig unergründlich. Meine Italienisch-Kenntnisse damals reichten gerade für den oberflächlichsten Small-Talk, und so übernahm meine Freundin den Großteil der Konversation, während Tiziano und ich eher schweigend nebenbei liefen.
Am Ende fragte er mich nach meiner Telefonnummern. Ich dachte mir nicht viel dabei, so etwas passierte hier dauernd, obwohl, ein bisschen wunderte es mich schon, da wir kaum miteinander gesprochen hatten, sein Englisch war so lückenhaft wie mein Italienisch, und so beschränkten sich die wenigen Worte zwischen uns auf das aller Nötigste. Ich war überzeugt, er war nur mitgelaufen, weil sein Kumpel Katharina anbaggern wollte - das wollten alle Italiener. Sie war blond und blauäugig, das totale Klischee, aber es funktionierte großartig. Ich hingegen hatte kurze, schwarze Haare und war gerade dabei den letzten Frisör-Verschnitt auszukurieren. Mich guckten die Italiener... mit dem Arsch nicht an. Wo wir schon vom Hintern reden. Jedenfalls, zwei Tage später bekam ich eine sms. Von Tiziano. Er wollte mich sehen. Ich las die Worte und spürte augenblicklich, wie etwas durch meinen Körper schoss. Mich? Wiedersehen? Ich konnte es kaum fassen. Was ich noch weniger fassen konnte, war meine Reaktion darauf: meine Hände schwitzten, mein Herz schlug bis zum Hals, mein Gehirn pochte, alles an mir pochte... was war nur los?
Was soll ich sagen, eine Woche später wurden wir ein Paar und meine Italienisch-Kenntnisse gingen ab da durch die Decke. Eines Tages erzählte mir Tiziano unseres Kennenlernens aus seiner Perspektive:
"Ich hab dich von hinten gesehen, du hast dich gerade gebückt, um etwas auf zu heben, und ich dachte: "A mazza, che bel culo! (Aber hallo, was ein hübscher Hintern!" und so überredete er seinen Kumpel, uns anzusprechen, um mich kennen zu lernen...
Wir haben zwar nicht geheiratet, waren aber zwei Jahre lang ein Paar. Mein Hintern. Wer hätte das gedacht!
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